In der dynamischen Welt unseres Coworking Spaces entstehen wunderschöne und einzigartige Synergien. Menschen kommen in Teams zusammen, entwickeln innovative Lösungen und erbringen Leistungen für Kunden. Diese Leistungen sind geprägt von einer Vielfalt an Talenten und Beiträgen, deren Wert oft nicht unmittelbar ersichtlich ist.
Wer hat zum Erfolg beigetragen?
Häufig ist nicht klar, wer eigentlich wie viel zum Gelingen eines Projektes beigetragen hat. Was hat den Kunden zum Kauf bewogen? War es das freundliche Lächeln des Hosts am Empfang? War es das Ambiente des Raumes, geschaffen durch Kreative und Handwerker, eine spontane Idee während der Kaffeepause oder die langjährige Erfahrung der Projektverantwortlichen? Es ist eine Kombination von allen Faktoren. Die individuellen Beiträge sind oft nicht direkt sicht- oder messbar. Deshalb spreche ich vom “Schleier der Beteiligung”, inspiriert durch John Rawls’ “Schleier des Nichtwissens” und einer Idee von Dark Horse.
Mit der Zeit tritt hoffentlich der Erfolg eines Projektes ein. Die Kunden zahlen, Einnahmen werden generiert. Nun steht die Frage im Raum, wie diese Einnahmen gerecht verteilt werden sollen.
Den Schleier lüften
Die Beteiligung am Gelingen eines Projektes zu bestimmen, ist schwierig. Es ist aber leider notwendig, solange wir alle ein eigenes Bankkonto besitzen und dort ein individueller Lohn landen soll (kann man auch in Frage stellen, aber wir sind definitiv noch nicht davon losgekommen).
Das Quantifizieren von Leistungen ist eine unangenehme Angelegenheit, da es nie vollkommen gerecht sein kann – es besteht immer die Gefahr, dass Beiträge übersehen oder falsch bewertet werden. Dennoch ist es wichtig, den Mut aufzubringen, den Schleier zu lüften und eine faire Aufteilung des Erfolgs anzustreben.
Das regelmässige Lüften des Schleiers fördert Reflexion, Transparenz und ist ein Moment für nötige Anpassung, um eine möglichst faire Vergütung zu erreichen.
Den Schleier wieder darüber ziehen
Nachdem der Blick unter den Schleier geworfen wurde, ist es wichtig, ihn wieder darüberzulegen. So können wir uns voll und ganz auf unsere Talente und Leidenschaften konzentrieren, um mit Hingabe und Exzellenz unsere Projekte voranzutreiben. Die Überlegungen, wer welchen Beitrag zum Erfolg geleistet hat und wie der Erfolg verteilt wird, treten in den Hintergrund. Ideal ist es, wenn diese Gedanken vollständig vergessen werden können, sodass wir uns völlig im Flow der Arbeit verlieren.
Der “Schleier der Beteiligung” dient also auch als bewusster Schutz. Er bewahrt uns davor, zu stark auf die Quantifizierung von Leistungen zu fokussieren und erinnert uns daran, dass viele Faktoren nicht messbar sind.
Die Dauer dieses Zustands variiert. Jede Person sollte das Recht haben, zu fordern, dass wir den Schleier lüften, wenn sich die Umstände geändert haben, neue Erkenntnisse gewonnen wurden oder ein ungutes Gefühl aufkommt. In solchen Momenten sollten wir uns die Zeit nehmen und den Mut finden, gemeinsam genauer hinzuschauen, einander zuzuhören und die Beteiligungen so anzupassen, dass wir wieder mit gutem Gefühl den Schleier darüberlegen können.