Dies ist eine Aufzeichnung auf YouTube meines Mittags-Talks im Effinger. In diesem Blogeinträg stelle ich Links und Notizen aus dem Talk zur Verfügung.
👏 Herzlichen Dank an Manuel für die Organisation der Talks und Jonathan für die Videoaufnahme! Grossartig!
Aufbau Selbständigkeit und Effinger
Auf der Effinger-Seite kann die Geschichte des Effingers nachgelesen werden. Dieser Aufbau und das ganze Netzwerk, welches sich durch all die involvierten Personen entwickelte, war sehr prägend für mich und meine Selbständigkeit.
Im 2018 (nach 3-4 Jahren) kam für mich eine Krisenzeit, wo ich gemerkt habe, dass ich etwas ändern muss. Damit man in unserer Community auch mal ein Pause machen kann oder auch auf eine gute Art gehen kann, haben wir den Status “Effianer auf Wanderschaft” eingeführt.
Im Nachhinein kann ich jeder Community empfehlen, nicht nur zu definieren, wie Leute dazu kommen, sondern auch schon zu Beginn festzulegen, auf welche Art Leute wieder heraus oder in eine Pause begleitet werden können.
Eine Community mit grossen Ausgangstoren, durch die man mit Wohlwollen der Community gehen kann, ist sehr anziehend und hat damit eine Sogwirkung auf die Eingangstore.
Wanderschaft
Ich ging also in eine Auszeit im Effinger. Diese Zeit habe ich zum Anlass genommen, auch wirklich etwas zu ändern in meinem Wochenrhythmus und so war ich möglichst jeden Sonntag unterwegs - zuerst auf Pilgerwegen und dann auf beliebigen Wanderwegen in der Region.
Ich werde auch weiterhin unterwegs sein. Wer gerne mal dabei sein möchte, kann sich unter folgender Website informieren. Dort findet man auch die Tagesliturgie, die dem Pilgertag eine schöne Struktur gibt (herzlichen Dank an Matthias Langhans für die Inspiration dazu!).
Gehdistanz - so lokal wie möglich
Nachdem ich alle Pilgerwege in der Region abgedeckt hatte, habe ich angefangen, von meinem Wohnort Belp aus in alle Richtungen los zu laufen. So habe ich ein Gefühl entwickelt für die «Gehdistanz», das heisst, was in einem Tag zu Fuss erreichbar ist. Ich habe mich gefragt:
Was würde passieren, wenn wir unseren Lebensradius auf Gehdistanz einschränken?
Ich bin dann öfter zu Fuss zur Arbeit (brauche rund 2 Stunden bis Bern), was eine sehr schöne Erfahrung war.
⭐ www.gehdistanz.ch (Beta-Version)
Wie würden Pendlerströme aussehen, wenn das ganz viele Leute tun würden? Man begegnet sich unterwegs, geht ein Stück gemeinsam und fängt dann entspannter mit der Arbeit an. Oft würde man aber auch im eigenen Dorf bleiben und seine Arbeit entweder von zu Hause aus oder möglichst in die Nähe verschieben.
Neben positiven Effekten auf Körper und Psyche wäre die Reduktion der Pendlerströme und unseres Mobilitätsunsinns auch eine Entlastung für die Umwelt. Das Leben wird einfacher, man pflegt lokale Beziehungen und hat Begegnungen unterwegs. Und man hat generell mehr Zeit (ja, das tönt paradox - man muss es erleben).
Kontemplation und Aktivität
In dieser Zeit habe ich auch gemerkt, wie gut die ruhigen Phasen für mich sind. Von dieser Ruhe aus kann ich wieder in die Aktivität gehen kann. Hier sind einige Elemente, die ich in mein Leben eingebaut habe:
- 🎧 Täglicher Podcast von Pray-as-you-go
- 📖 Inspiration aus der Bibel
- 🚶 So viel wie möglich zu Fuss unterwegs sein
- 🙏 Zeit für Gebet
- 🕯️ Dadurch komme ich in eine Ruhe
- ☁️ Ganz viel fällt dann ab von mir, weil ich vor allem merke, was ich nicht tun muss oder was ohne mich geht.
- 👥 Ich bin in den Rollen, die auf mich passen und kann in Teams mein Bestes beitragen.
- ✨Ich werde durch die Ruhe offener für das Unerwartete. Das macht das Leben unglaublich spannend.
- ⚡ Generell bin ich öfter zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Wie viel ist «genug»?
Wir sind uns so gewöhnt daran, nach «mehr» zu streben, dass wir mit dem Wort «genug» fast nichts mehr anfangen können. Bei einem Projekt, bei Unternehmen oder auch für uns selbst sollten wir mal die Fragen stellen:
Wie viel ist «genug»?
Wie merken wir, dass wir «genug» erreicht haben?
Was ändert sich, wenn wir bei «genug» angekommen sind?
Es ist auch etwas, das ich mich speziell für die Finanzen in meiner Selbständigkeit gefragt habe: Wann habe ich genug verdient?
Hier sind meine Finanzzahlen für die letzten 5 Jahre aus selbständiger Tätigkeit und in meiner Anstellung als Lehrperson:
Die aktuellen und etwas detaillierteren Zahlen habe ich auf folgender Website veröffentlicht:
⭐ Finantwortung (Beta)
Geld ist Verantwortung
Für mich gilt:
Geld ist Verantwortung
Im Video erkläre ich, warum ich Geld mit Verantwortung gleichsetze. Wenn dies so ist, dann ist gar nicht so lustig, viel Geld zu haben. Man hat dann einfach viel grössere Verantwortung.
Das Wort «Verantwortung» kommt von «Antwort geben»
Siehe dazu auch Verantwortung in Wikipedia. Das ist es, was ich mit meinen Finanzen aus der Selbständigkeit und mit Beteiligungen an Firmen und Projekten tun möchte. Ich möchte Antwort geben können, wie ich das Geld einsetze. Deshalb auch das oben beschriebene Plattform.
Community-Basierte Finanzierung
Wir sind aktuell daran, Finanzierungsmöglichkeiten für Communities zu entwickeln (damit man das «mehr als genug» sinnvoll einsetzen kann). Zwei aktuelle Beispiele, die wir im Moment ausprobieren (kommt nicht im Video vor):
Gemeinsamer Überschuss-Topf: Wir führen als Selbständige für einen Kunden ein gemeinsames Projekt durch (=gemeinsamständig). Wenn Beteiligte in ihrer Selbständigkeit bereits «genug» haben kommt es vor, dass es einen Überschuss gibt in einem Projekt. Dann entscheiden wir, wie wir dieses Geld in Leute oder Projekte innerhalb der Community «investieren» wollen.
Zinslose Darlehen mit Ablaufdatum: Wenn jemand ein Darlehen braucht, suchen wir Leute in der Community (oder nahe Kontakte), die ein zinsloses Darlehen geben. Die Person versucht durch unternehmerische Tätigkeit das Darlehen wieder zurück zu bezahlen. Wenn es nach einer festgelegten Anzahl Jahre nicht gelingt, so wird die Darlehensschuld gestrichen (Schuldenerlass). Meist sind die Darlehensgeber nahe dabei und helfen mit, damit das Projekt erfolgreich wird (auch aus eigenem Interesse). Mehr dazu gibt es im Blogeintrag über Zinslose Darlehen mit Verfallsdatum.
Meine Zukunft
Zukunft im Effinger: Der Effinger ist zu meiner Heimat geworden. Über die letzten Jahre sind hier viele Freundschaften entstanden. Ich komme deshalb gerne zurück als Effianer, jedoch ohne fixen Arbeitsplatz.
Zukunft meiner Arbeit: Ich habe Aufträge bis Ende Jahr. Wie meine Arbeit im 2020 aussehen wird, weiss ich im Moment noch nicht. Wer einen Vorschlag hat, kann sich bei mir über Jakob Services melden ;-).
Zukunft meiner Wanderschaft: Ich werde die kontemplativen Elemente beibehalten und weiterentwickeln. Und ich werde weiter unterwegs sein an Sonntagen und auch unter der Woche. Wer mitkommen will, kann sich gerne melden.
Fragen aus dem Publikum
❓ “Wie fühlt sich das an, wenn man die Finanzen so transparent offen legt?” Antwort (28:15)
❓ “Wie fühlst du dich jetzt wieder zurück im Effinger zu sein?” Antwort (30:20)
❓ “Hat sich in der Zeit während der Wanderschaft ein Lebensmotto bestätigt oder neu ergeben?” Antwort (31:18)
❓ “Du hast vom Zu-fallen gesprochen. Kannst du ein Beispiel nennen?” Antwort (33:03)
❓ “Du hast gesagt, du würdest wieder zurückkehren in den Effinger und fragen, wo dich die anderen einsetzen würden. In welchen Rollen würdest du dich sehen?” Antwort (34:55)
❓ “Kann man zu dir kommen, wenn man eine Auszeit plant und du würdest Leute beraten dabei?” Antwort (37:48)